Die Erwartungen an inklusive Organisationen
Stellen Sie sich vor, Sie sind autistisch veranlagt oder haben ein anderes Handicap und wollen eine Mitgliedschaft in einer Organisation für behinderte Menschen. Ein ganz normaler Vorgang. Wenn Sie Hilfe benötigen, dann wenden Sie sich ganz einfach an diese. Hach, es könnte so schön und einfach sein. Doch es kommt alles ganz anders: Inklusive Organisationen scheitern an Inklusion.
Unverständnis und Überforderung: Der erste Kontakt
Eine bekannte Organisation für behinderte Menschen in Bern war nicht in der Lage, mein Problem mit einer anderen Organisation zu verstehen und mit mir eine Lösung zu erarbeiten. Im Gegenteil. Die werte Dame war komplett überfordert. Auf meine letzte Mail aus dem Juli 2023 warte ich bis heute auf eine Antwort. Hat sie mich an jemanden anderes verwiesen? Selbstverständlich nicht. Man müsste ja zugeben, dass man etwas nicht hingekriegt hat. Eine erwachsene Person in einem Institut für handicapierte Menschen ist dazu nicht in der Lage und lässt jemanden wie mich lieber alleine. Kompliment, alles falsch gemacht, nichts verstanden.
Die zweite Chance: Kontaktaufnahme nach acht Monaten
Nach acht Monaten habe ich es geschafft, erneut Kontakt aufzunehmen (Ich war in einer Paralyse gefangen, ein häufiges Problem bei Autismus). Die zweite Ansprechperson war, aufgrund meiner Kommunikationsweise als Autist, am Schluss beleidigt. Obwohl dieser vermeintliche Profi, ein Rechtsanwalt, es besser wissen müsste. Wie kam es dazu? Von der Person wurden Vorgehensweisen verlangt, die ich aufgrund meiner Behinderung nicht tun kann, resp. in der vorher genannten Paralyse endet. Als ich die Person auf die Diskriminierung und den Ableismus hingewiesen habe, war diese beleidigt. Selbstverständlich war es meine Schuld (Es sind immer alle anderen schuld), ich bin ja schließlich der, der entsprechend kommuniziert hat und ohne Umschweife auf das Problem hingewiesen hat. Logisch! Ich bin Autist. Das ist meine Behinderung. Respektive, neurotypische Menschen labern lieber drei Stunden um den heißen Brei. Das geht bei mir als ADHSler und Autist nicht. Zack, Fakten auf den Tisch.
Fehlende Recherche und Verständnis
Es kann doch im Jahre 2024 nicht sein, dass eine Organisation für handicapierte nicht weiß, was die Schwierigkeiten des Gegenüber sind. Hey, es gibt Wikipedia und Google. Nach der Einleitung und dem Überfliegen des Inhaltsverzeichnisses in Wikipedia, weiß man genügend. Dann weiß man auch, dass wenn ich sage: “Das geht nicht, das kann ich nicht”, es verdammt nochmal auch so ist. Selbst zwei Minuten Recherche sind in dieser Gesellschaft bei vermeintlichen Experten bereits zu viel verlangt.
Erwartungen an Profis
Ich würde ja nichts sagen, wenn es sich hierbei um eine ganz normale Unternehmung handelt. Man kann nicht bei allen Klientel exakt so reagieren, wie man es sich wünscht. Das geht nicht. Ich bin auch realistisch. Aber bei Profis? Da fällt mir nichts mehr dazu ein.
Ignoranz und fehlende Antwort der Geschäftsführung
Selbstverständlich habe ich auch die Geschäftsführung angeschrieben. Denken Sie, dass ich eine Antwort erhalten habe? Ach wo. Wozu soll man sich mit so jemandem abgeben, der nicht adäquat und gesellschaftskonform kommunizieren kann. Man betreibt lieber noch etwas mehr Ableismus und verweigert den Zugang zu Hilfen, obwohl ich geschrieben habe, dass ich dringend Hilfe in einer rechtlichen Angelegenheit benötige. Es ist einfach nur armselig. Selbst meine Kündigung als Mitglied wurde nicht beantwortet. So einen Standard-Ablauf kriegt man nicht hin und ist bereits zu viel verlangt.
Honorare werden mit fadenscheinigen Begründungen einbehalten
Die Krönung des Ganzen ist, dass die Anzahlung von CHF 300.00 für eine Rechtsvertretung, nicht zurückbezahlt wird, welche nicht stattgefunden hat. Mir schien der zugezogene Rechtsanwalt nicht wirklich als kompetent, weshalb ich von einer Mandatserteilung absah. Das kann passieren. Der Grund für die Verweigerung der Rückzahlung ist: Das tun wir grundsätzlich nicht. Meiner persönlichen Meinung nach ist das eine Ungeheuerlichkeit. Das Mandat hatte ich nie erteilt, die Rechnung wurde vorsorglich ausgestellt, damit man prüfen könne, ob das Mandat überhaupt übernommen werde. Das kann man sich nicht ausdenken. Ein sonderbares Geschäftskonzept auf dem Rücken derer, die sich am wenigsten wehren können. Eine absolute Schande! Wenn Sie bei dieser Organisation eine Rechtsberatung beanspruchen, können Sie also nicht sicher sein, ob Sie die Anzahlung zurück erhalten. Selbst dann nicht, wenn diese Organisation die Übernahme verweigert. Das sind Methoden, da fehlen mir die Worte.
Die Ironie der Inklusionsinitiative
Lustig, oder besser traurig, ist auch, dass diese Organisation bei einer Initiative mitwirkt, die Inklusion von behinderten Menschen zum Ziel hat. Na, das wird mir ein Erfolg werden, wenn die das nicht einmal bei ihren Mitgliedern hinkriegen. So kann ich mir die Unterschriftensammlung sparen. Wozu? Wenn nicht einmal so eine Organisation in der Lage ist, sich mit handicapierten Menschen zu arrangieren, wie soll es denn der größte Teil der Bevölkerung tun?
Ein trauriger Zustand im Jahr 2024
Solche Dinge passieren behinderten Menschen im Jahre 2024 in der Schweiz. Es ist ein Elend. Es ist eine Schande, wenn inklusive Organisationen an Inklusion scheitern. Noch verwerflicher ist, dass ich nicht alleine bin. Zahlreiche Beiträge in Autismus-Foren und online Bewertungen zeugen davon, dass es einige weitere Fälle gibt. Dass so etwas in der Schweiz anscheinend nach wie vor an der Tagesordnung ist, ist einfach unbegreiflich. Aber leider Tatsache.
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