Der Morgen, an dem alles schwer fällt
Manchmal wache ich morgens auf und will einfach nicht. Ich will nicht nach draußen. Ich will nicht in Eure Welt. Dann ist es wieder soweit: Ich bin in einer Erschöpfungsdepression gefangen. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen, was mit mir passiert und erfahren Sie etwas über meine Erschöpfungsdepression und mein Leben als diagnostizierter Autist.
Die Angst vor der Welt draußen
Es gibt Tage, da habe ich einfach Angst, in Eure Welt zu gehen. Ich stehe vor der Tür und starre die Klinke an. Was, wenn ich einfach nicht rausgehe? Dann kann mir niemand wehtun. Die grellen Lichter, der Lärm, die Berührungen – alles bleibt draußen vor der Tür, weg von meiner Welt.
Der gewünschte Rückzug in die eigene Welt
Ich schließe auf. Alles sträubt sich in mir. Ich möchte auf dem Boden sitzen und losheulen, weil ich nicht raus will – in diese Welt. Ich will bei meinen Tieren bleiben, in meiner Wohnung, in meiner Höhle. Hier fühle ich mich geborgen, hier weiß ich, was mich erwartet. Wenn ich aus dem Haus gehe, weiß ich nie, was mir begegnet und wie der Tag verläuft. Steht ein Nachbar da und will quatschen? Ich habe doch keine Zeit und verstehe sowieso nicht, was er oder sie will. Ist wieder eine Baustelle eingerichtet und alles anders auf dem Weg zur Firma? Damit kann ich nicht umgehen.
Die Leere und der unendliche Shutdown
Für mich ist es jeden Tag schwierig, in diese Welt zu gehen. Doch es gibt Tage, an denen einfach nichts mehr geht. Die ganze Welt ist im Nebel, und ich empfinde nichts. Wirklich gar nichts mehr. Selbst gegenüber meinem Partner empfinde ich nichts, ich bin komplett leer. Können Sie sich das vorstellen? Sie sind einfach nur noch da und leben. Wie eine leere Hülle. Irgendwie. Es fühlt sich an wie ein unendlicher Shutdown. Wenn der Wecker an diesen Tagen klingelt, habe ich am Morgen Tränen in den Augen. Ich will da nicht hinaus. Bitte nicht. Ich will nicht die Erwartungen erfüllen. Lasst mich ICH sein.
Das Leben mit der Diagnose Depression
Bei mir wurde eine sehr schwere Depression diagnostiziert. Mit Suizidgedanken und allem, was dazugehört. Viele wissen, was das heißt und was es mit einem Menschen macht.
Der tägliche Kampf und die Erschöpfung
Doch ich mache weiter. Jeden Tag bin ich in der Firma gestanden, man hat ja eine Verantwortung. Ich habe eingekauft, habe Kunden bedient, bin zu Freunden gefahren, zur Schule und zu Weiterbildungen gegangen. Ja, so lange quäle ich mich schon, seit ich 13 Jahre alt bin. Jeden Tag habe ich mein Bestes gegeben und gehe bei dem Versuch, mich der “normalen” Welt anzupassen, jeden Tag ein kleines Stückchen mehr kaputt. Tag für Tag wird es schwieriger. Jeden Tag werde ich müder. Die Geräusche werden jeden Tag lauter, die Gerüche intensiver, das Licht greller. Das ist meine Erschöpfungsdepression und mein Leben als Autist.
Der Sonntag als Zuflucht
Wie lange ich das noch durchhalte? Ich weiß es nicht. Ich mache weiter. Jeden Tag. Immerhin, am Sonntag muss ich nicht in Eure Welt. Da darf ich ICH sein. In meiner Welt, mit meiner Frau, die mich versteht und akzeptiert, wie ich bin. Hier fühle ich mich sicher, geborgen. Hier ist alles gut.
Ein Wunsch zum Schluss
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen fantastischen Tag in Ihrer Welt.
Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – großartig! Wir können alle Freunde sein.