Klimakrise - Menschliche Ignoranz und Lösungen

Ich habe kürzlich eine alarmierende Studie gelesen: https://arxiv.org/pdf/2407.12447. Kurz gesagt: Im Jahr 2023 haben Wälder, Pflanzen und Böden kaum noch CO₂ absorbiert. Sollte dieser Trend anhalten, wären viele der Klimaziele, über die wir in den letzten 20 Jahren gesprochen haben, nichts mehr wert. Ein besorgniserregender Gedanke, den auch der Focus in einem Artikel aufgegriffen hat: https://www.focus.de/earth/analyse/natuerliche-co2-speicher-ploetzlich-kommt-etwas-ins-wanken-womit-kein-klimaforscher-gerechnet-hat_id_260399917.html. Klimakrise – Menschliche Ignoranz und Lösungen – ich habe mir ein paar Gedanken gemacht.

Es ist nicht mehr „fünf vor zwölf“, sondern „zehn nach zwölf“

Die Anzeichen für die Dringlichkeit sind überall zu sehen. Überflutungen und Naturkatastrophen mehren sich weltweit:
https://www.nzz.ch/panorama/unwetter-und-ueberschwemmungen-in-frankreich-ld.1853440
https://www.nzz.ch/panorama/oesterreich-hochwasser-bringt-wien-an-den-rand-einer-katastrophe-ld.1848547
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wasser/dossiers/hochwasser-juni-2024.html
https://www.tagesschau.de/inland/brandenburg-hochwasser-vorbereitungen-100.html
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ungluecke/ein-toter-bei-ueberschwemmungen-in-norditalien-110059041.html

Trotz dieser überwältigenden Beweise leugnen viele Menschen weiterhin die Realität des Klimawandels. Sie tun dies, weil die Veränderungen in ihrer unmittelbaren Umgebung scheinbar nicht drastisch genug sind – oder weil es ihnen einfacher erscheint, die Verantwortung auf andere abzuwälzen. Alea iacta est – die Würfel sind schon lange gefallen.

Ignoranz trotz wissenschaftlicher Beweise

Wir kennen alle jemanden wie „Diesel-Dieter“, der behauptet, dass der Klimawandel nicht real sei, weil es in seinem Garten kühler geworden ist, das könne er ja messen. Dabei ignoriert er 99 % aller wissenschaftlichen Erkenntnisse und gibt zu allem Überdruss der Regierung die Schuld für angebliche Verschwörungen. Auch „Chemtrail-Claudia“ ist nicht weit entfernt und glaubt, dass Flugzeuge Chemikalien versprühen, um das Wetter zu manipulieren. Doch ein Blick auf die Flugdaten und die Technik solcher Flugzeuge zeigt, dass solche Behauptungen wenig Substanz haben. Treibstoffverbrauch lässt sich anhand von Datenblättern berechnen, was die Unmöglichkeit der Mitnahme von Chemikalien aufzeigt. Flugbewegungen kann man übrigens auf Flightradar24.com nachvollziehen. Ja, die Vielfliegerei ist wirklich ein gravierendes Problem, dies auch ohne Chemtrails.
Anstatt die Schuld in Verschwörungstheorien zu suchen, sollten wir uns auf die Wissenschaft stützen. An der Universität in Bern habe ich gesehen, wie Forscher Eisbohrkerne akribisch analysieren, um das Klimaverhalten der Erde über Jahrtausende zu verstehen. Diese Daten sind nicht zu leugnen.
https://www.iwr-institut.de/de/presse/presseinfos-klima/klimaerwaermung-gab-es-schon-mal-aber-keine-7-mrd-menschen
Es ist schon erstaunlich, welche Energie verschwendet wird, um jemanden verantwortlich zu machen, nur damit man selbst jegliche Schuld von sich weisen kann. Einfach nur, damit an den eigenen Gewohnheiten nichts geändert werden muss. Dieter und Claudia, es wäre an der Zeit, selbst Verantwortung für das eigene Tun und Handeln zu übernehmen. Vielleicht hilft es ja, Telegram, YouTube, Facebook und TikTok auszuschalten und stattdessen aus dem Fenster zu schauen. Wenn allerdings die kognitiven Fähigkeiten zu wenig ausgeprägt sind, um kausale Zusammenhänge zu erkennen, ja, dann verfällt man komischen Verschwörungstheorien. Bildung hülfe!

Verantwortungslosigkeit auf politischer Ebene

Es ist frustrierend, wie manche Politiker immer noch ihre Augen vor der Realität verschließen. Eine Politikerin sagte kürzlich sinngemäß: „Niemand nimmt mir mein Schnitzel weg.“ Dabei übersehen solche Menschen, dass der Klimawandel unsere Lebensweise in Frage stellen wird – nicht nur Grillabende. Was passiert, wenn Sturzfluten die Gärten überschwemmen? Es wird schwer, das Schnitzel zu grillen, wenn der Grill zwei Mal im Jahr unter Wasser steht. Was braucht es eigentlich noch?

Eigene Fehler eingestehen – ein Schritt zur Besserung

Ich gebe zu, auch ich habe Fehler gemacht, wenn es um den Klimaschutz geht. Muss eine Kreuzfahrt wirklich sein? Wahrscheinlich nicht. Aber ich versuche, Verantwortung zu übernehmen. Seit Jahren fahre ich, wo immer möglich, mit dem Zug. Wir ernähren uns überwiegend vegan, verzichten auf Plastik wenn es irgendwie geht, und wenn es kälter wird, tragen wir Pullover, anstatt die Heizung sofort auf volle Pulle hochzudrehen. Außerdem sammle ich Müll, wenn ich sehe, dass andere gedankenlos Abfälle in der Natur hinterlassen. Mülltrennung ist für mich seit Jahren selbstverständlich.

Es geht um die kleinen Maßnahmen, die jeder ergreifen kann. Wenn Millionen Menschen diese Schritte unternehmen würden, könnten wir gemeinsam viel bewirken.

Die erschreckende Realität

Trotz all dieser Bemühungen bleibt die Realität oft erschreckend:
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/abfallwegweiser-a-z/biogene-abfaelle/abfallarten/lebensmittelabfaelle.html
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37187/umfrage/der-weltweite-co2-ausstoss-seit-1751
https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/atmosphaerische-treibhausgas-konzentrationen#lachgas

Der Klimawandel ist real und die Folgen spüren wir bereits jetzt. Doch wird sich wirklich etwas ändern? Die wirtschaftlichen Interessen sind gewaltig. Die Aktionäre müssen zufrieden gestellt werden, während sich die Wohlstandsgesellschaft immer weiter in absurde Extreme steigert.

Geld als Religion: Der Preis der Selbstvernichtung

Solange die einzige Religion der Welt, der (fast) alle angehören, Geld ist, wird die Selbstvernichtung sich nicht aufhalten lassen. Ich gehe davon aus, dass wir an den Rand der Auslöschung gehen, bis der Homo sapiens endlich begreift, was er tut. Erst, wenn Diesel-Dieters Diesel vom Hochwasser weggespült wird und Chemtrail-Claudias Make-up bei 50 °C zerläuft, werden auch die hartnäckigsten Leugner die Realität anerkennen. Aber wird es dann noch Zeit zum Handeln geben? Werden wir diese Ignoranz überleben?

Hoffnung: Ein Weg nach vorn?

Wann endlich merkt der angeblich „weise Mensch“, dass die aktuelle Vorgehensweise mit grenzenlosem Wachstum und Kapitalismus uns in den Abgrund führt?
Was wäre, wenn alle in ihrem Bereich ihr Bestes geben? Wenn wir in ein paar Monaten alle ein Elektroauto fahren würden? Wenn Aktiengewinne nicht mehr relevant wären? Wenn wir uns weiterentwickeln und am Ende unseres Weges nicht nur einen großen Stapel (virtuell) bedruckten Papiers angehäuft haben, sondern wirklich etwas bewirkt haben? Wenn wir zurückblicken und sagen können: Das habe ich der Menschheit gebracht? Wäre das nicht viel erfüllender? Endlich zusammen etwas erreichen? Uns nicht mehr um Linien auf einer Landkarte streiten? Keine Nachbarschaftsstreitigkeiten mehr wegen 5 cm Hecke? Uns lossagen von „ich will aber haben“? Wenn wir endlich eine Menschheit werden. Ein Kollektiv. Eine Gemeinschaft. Wenn Inklusion kein Thema mehr ist, sondern wir uns einfach gegenseitig helfen. Wenn keine Rente mehr nötig ist. Keine Nachteilsausgleiche. Keine Krankenkasse. Dass wir alle gemeinsam etwas erschaffen.

Ein trauriges Fazit: Der Homo sapiens ist unreif

Beim Schreiben dieser Zeilen wird mir bewusst, wie unreif und verantwortungslos der Mensch ist. Es stimmt mich tief traurig. Wenigstens steht „sapiens“ im wissenschaftlichen Namen unserer Spezies. Anhand unserer Handlungsweise würde man das wirklich nicht erkennen. Vielleicht liegt es an meiner neurodivergenten Denkweise, dass ich so komplett anders gestrickt bin.

Es mag sein, dass dieser Text einigen Menschen unangenehm ist. Doch die Wahrheit ist unvermeidlich. Ich hoffe nicht, dass wir bald sagen müssen: Quod erat demonstrandum. Ich hoffe, dass „Sapiens“ bald Wirklichkeit wird.

Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – großartig! Wir können alle Freunde sein.