Zeit für einen Business-Beitrag
Es ist wieder einmal Zeit für einen Business-Beitrag – diesmal geht es um das Thema «Coaches». Kennen Sie solche Typen und Typinnen? Es gibt einige, die richtig gut sind, viele sind okay. Doch es gibt auch die anderen: die Katastrophen vor dem Herrn. Da habe ich Ihnen ein anschauliches Beispiel mitgebracht, meine Erfahrungen mit Coaching für Startups. Sind Sie bereit für eine haarsträubende Reise?
Das Programm: Unterstützung für Startups
Bei uns gibt es ein Programm, das eigentlich recht gut ist. Wenn man ein Startup gründet, erhält man diverse Hilfen und wird in die richtige Richtung geleitet, finanziert von unserer Regierung. Soweit, so gut, das mag für einige ausreichen. Doch versuchen Sie einmal, mit einer wirklich komplexen Anfrage dort anzukommen. Kommen Sie mit, es wird lustig.
Erste Erfahrungen: Der Anfang täuscht
Im Vorfeld wurde mir von einigen Unternehmern bereits gesagt, dass ich von der Firma nicht allzu viel erwarten solle. Mein erster Kontakt war jedoch freundlich, nett, zuvorkommend und kompetent. Also dachte ich, meine Zweifel seien wohl unberechtigt, das klingt doch vielversprechend. Meine Vorgabe war auch klar: Vertrieb international mittels Web in bestimmte Länder, die wir noch nicht abdecken. Also nichts Weltbewegendes, klar definiert.
Der erste Coach war im Großen und Ganzen kompetent. Nur: Von Export hatte er keine Ahnung. Und das ist irgendwie blöd, wenn man exportieren will und genau deshalb einen Coach sucht. Nun ja, ich dachte mir, wir würden sicherlich zusammenfinden – er mit seinem Know-how, ich mit meiner Exporterfahrung. Weit gefehlt. Nach dem zweiten Gespräch kam völlig unerwartet der Schlussbewertungsbogen: Es sei ja abgeschlossen. Schön, wenn man nicht weiterweiß, dann beendet man einseitig die Zusammenarbeit. Es ist beinahe zum Lachen – und hat System. Doch dazu später mehr.
Der zweite Versuch: Ein weiteres Desaster
Nachdem ich den Bewertungsbogen entsprechend der erbrachten «Leistung» ausgefüllt hatte, meldete sich der Geschäftsführer. Er entschuldigte sich und bot mir ein anderes Coaching an (Hier erfahren Sie mehr darüber: Diskriminierung – aber immer. Ja, das passt zum Ganzen.). Okay, alles gut. Fehler passieren, und wenn der Geschäftsführer persönlich interveniert, ist das grundsätzlich begrüßenswert. Also war ich wieder frohen Mutes.
Doch es kam schlimmer. Und wie. Katastrophen-Coaching, 2. Akt.
Ein Coach ohne Verständnis für das Internet
Der nächste Coach wusste zwar, was Export ist – er vertreibe ja Medizintechnik. Ich hingegen Handwerkskunst, aber das sei ja sicherlich machbar. Da begannen bei mir die ersten Zweifel. Klar, Kuhglocken oder Prothesen – wo ist denn da der Unterschied? Lachen Sie nicht! Das war sein Ernst.
Es geht noch weiter: Ich schätze, dass für ihn “Amazon” eine karibische Fischart ist und dass “Ricardo” (eine Schweizer Auktionsplattform) für ihn ein spanischer Tanz ist. Ich zweifle ernsthaft daran, dass dieser Experte jemals von den Möglichkeiten des modernen Internets gehört hat. Seine Webseite weist weder ein Favicon noch SSL/TLS (Datenschutz?) auf und ist auf dem Stand von 1997. Gruselig. Auf diesem Stand war dann auch der Coach. Meine Vision vom Internethandel ignorierte er konsequent und wollte seine veraltete Richtung mit stationärem Handel durchsetzen. Meine Werte wurden ebenfalls großzügig ignoriert (unter anderem die Wichtigkeit des Kundendienstes, siehe Kundendienst aus der Hölle). Aber hey, er wollte unbedingt einen Kaffee trinken gehen. Ich nicht – ich will etwas bewegen.
Ein letzter Versuch: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Aufgeben ist für mich selbstverständlich keine Option, und ich dachte mir, wenn er sieht, was mit den neuen Medien so möglich ist, wird er sicherlich auf den Zug aufspringen, und wir können zusammen etwas erreichen. Wie naiv von mir! Etwas Neues? Um Gottes Willen, bloß nicht! Das andere Zeug hat 40 Jahre lang funktioniert, also wird es das auch die nächsten 40 Jahre tun! Das war so ein richtig Lernresistenter. Meine Geduld hielt sich langsam in Grenzen. Eine Chance wollte ich dem Herrn noch geben.
Nachdem ich eine Frage außerhalb des vereinbarten Coachings gestellt hatte (ich dachte mir: Hey, ein Profi hat darauf sicherlich eine Antwort), wurde mir vom Geschäftsführer einseitig das «Coaching» gekündigt. Ohne Rücksprache, ohne Rückmeldung des Coaches. Das hat bei denen wohl System, denn bereits eine andere E-Mail wurde nie kommentiert. Dass sich dieser Coach nicht selbst gemeldet hat, sagt auch alles aus. Er hat schlicht nicht verstanden, worum es ging, denn: Richtig, es ging um das Web. Also wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben, denn dann hätte er sich eingestehen müssen, dass auch ich in einigen Bereichen durchaus etwas kann – wo ich doch nur Kuhglocken verkaufe …
Inkompetenz auf allen Ebenen
Der Geschäftsführer selbst hat übrigens diesen “Coach” ausgewählt. Da frage ich mich, ob er überhaupt die Aufgabenstellung gelesen hat? Ist so einer überhaupt als Geschäftsführer qualifiziert? Diese konsequente Inkompetenz zieht sich anscheinend durch die ganze Firma. Eine einzige Katastrophe.
Eine Vision für Kleinunternehmer
Zu der Frage, die außerhalb des Coachings gestellt wurde: Ich hatte eine Vision für die vielen Kleinunternehmer und Handwerker. Für die Einzelkämpfer da draußen. Eine Vision, diese Handwerker in die Welt zu tragen. Jeder halbwegs begabte Coach hätte selbst erkannt, welche Möglichkeiten sich hier bieten. Stattdessen wurde mit der Auflösung dieses furchtbaren Coachings geantwortet. Na, herzlichen Glückwunsch. Zugegeben, ich bin ganz glücklich darüber, denn jetzt kann ich mich an kompetente Institutionen wenden. Vielleicht liest ja ein Macher diese Zeilen, und wir können zusammenarbeiten. Die Vision ist noch da.
Schlusswort: Ein Appell an alle Visionäre
Doch jetzt einmal ernsthaft: Sowas wird von Steuergeldern finanziert? Das ist einfach eine Frechheit. Visionen werden mit Ignoranz torpediert. Kompetenzen werden ignoriert. Kein Wunder, dass ich von vielen KMU-Geschäftsführern höre, «Export ist aber gaaaaaaaanz schwierig». Kein Wunder – bei solchen Beratern. Meine Erfahrungen mit Coaching für Startups sind auf jeden Fall zum Vergessen.
Mein Tipp: Lassen Sie sich nicht unterkriegen. Es gibt sehr viele, sehr gute Fachkräfte da draußen. Bei kostenlosen Angeboten sollten Sie vorsichtig sein. Tragen Sie Ihre Visionen nach draußen. Denn auch Walt Disney musste angeblich bei 300 Banken anklopfen, bevor seine Vision Wirklichkeit wurde.
Geben Sie nie, nie, niemals auf!
Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – großartig! Wir können alle Freunde sein.