Die stille Geburtstagsüberraschung
Im Dezember wurde mir wieder einmal bewusst, wie viel nicht ernst gemeint ist. Zu meinem 40. Geburtstag habe ich mir den Spaß erlaubt, bei Facebook mein Geburtsdatum zu entfernen. So ruhig war es noch nie. Ansonsten erreichen mich im Sekundentakt Glückwünsche über diese Plattform. Dieses Jahr: Stille. Deshalb ein Appell: Ehrliche Kommunikation statt Oberflächlichkeit.
Die Oberflächlichkeit der Glückwünsche
Wissen Sie was? Ich habe es genossen. Die meisten meinen es sowieso nicht aufrichtig. Ein Beispiel gefällig? Bei LinkedIn habe ich 18-mal den genau gleichen, vorgefertigten Glückwunsch erhalten. Ganz ehrlich? Dann lassen Sie es. So etwas braucht kein Mensch. Nur weil „man“ zum Geburtstag gratuliert. Weil „man“ es halt macht. Was macht „man“ eigentlich den ganzen Tag alles, nur weil „man“ es so macht? Niemand hinterfragt seine eigene Tätigkeit. Frei nach dem Motto: Jeder macht, was er will, keiner, was er soll, und alle machen mit.
Die Herausforderung des Andersseins
Mir als anders denkendem Autisten sind diese ganzen Verhaltensweisen zum Teil enorm suspekt. Überall muss man zwischen den Zeilen lesen, weil keiner sagt, was er oder sie denkt. Die Missverständnisse sind vorprogrammiert. Gewisse Zeitgenossen gehen sich aufgrund eines solchen Missverständnisses jahrelang aus dem Weg, und nach sieben Jahren weiß man nicht einmal mehr, warum man sauer aufeinander ist. Weil man es gar nie richtig wusste. „Man“ spricht halt nicht miteinander, hockt sich wieder vor den Fernseher und lebt so vor sich hin. Lässt sich unterhalten. Jeden Tag tun wir unserem Kontrahenten wieder etwas zu Leide.
Wer ist dieser „Man“?
Schon wieder der. Dieser „Man“. Alle Welt spricht von „man“. Ich kenne diesen oder diese „Man“ nicht einmal. Mir ist alles, was „man“ so macht, komplett egal. Als Querschläger und Gegen-den-Strom-Schwimmer lebt es sich sowieso viel interessanter. Erich von Däniken bemerkte bei einem zufälligen heiteren Beisammensein einmal treffend: „Ich schwimme gegen den Strom. Dann kann ich den Menschen wenigstens ins Gesicht schauen. Sonst sehe ich nur Ärsche!“ Etwas vulgär, doch er trifft den Nagel auf den Kopf.
Kleingeistige Aufpasser und ihre Bedeutungslosigkeit
Kennen Sie diese Zettelchen unter dem Scheibenwischer, weil man kurz beim Nachbarn etwas auslädt? Wie langweilig muss so jemandes Leben sein! Und wie unglücklich müssen solche Menschen mit sich selbst sein. Da sitzen sie den ganzen Tag vor dem Fenster und freuen sich, dass sie wieder jemanden zurechtweisen können. Solche Menschen klauen auch kleinen Kindern das Eis aus der Waffel.
Aufrichtigkeit und echte Wertschätzung
Mir ist ein aufrichtiges Kompliment sehr viel lieber als jeder nicht ernst gemeinte Geburtstagswunsch. Oder die ernst gemeinte Kritik, anhand derer ich mich verbessern kann. Das bringt mich weiter, das ist ein Fortschritt. Das bringt uns alle weiter. Obwohl, viele sind dann persönlich beleidigt und drehen völlig am Rad.
Ein Appell für mehr Authentizität
Mein Wunsch für die Zukunft: Lassen Sie den „Man“ mal weg und gehen Sie Ihren eigenen Weg. Sagen Sie auch mal, was Sie denken. Nicht verletzend, sondern respektvoll. Seien Sie nett, doch bestimmt. Wenn Sie Zettelchen verteilen: Lassen Sie das. Es ist doof.
In diesem Sinne: Haben Sie ein schönes Leben!
Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – großartig! Wir können alle Freunde sein.