You are currently viewing Smalltalk – Warum denn sowas?
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Man trifft sich und dann wird über das Wetter, den Fussballclub oder den nervigen Nachbarn gesprochen, resp. gelästert. Egal ob auf der Rolltreppe, im Aufzug, beim Einkaufen, überall ist Smalltalk angesagt. Und ich komplett ohne Plan.

Smalltalk ist jetzt nicht gerade eine Begabung meinerseits. Ich habe schlicht keine Ahnung, worüber ich mich unterhalten soll. Die Nachbarn interessieren mich nicht, das Wetter sehe ich selbst und für Fussball kann ich mich nicht begeistern. Mir ist das Konzept des Smalltalk auch schleierhaft. Man spricht über Dinge, die entweder selbstverständlich sind oder häufig offensichtlich. Auch interessiert es die Gesprächsparteien oft gar nicht. Man spricht einfach über irgendetwas, um sogenannte peinliche Situationen zu überbrücken. Mir ist hier angenehmes Schweigen sehr viel lieber.

Für mich bekloppte Fragen wie: “Ach, bist Du auch da?” Ja, du siehst mich doch. Was soll diese Frage? Noch besser: “Stehen Sie hier an?” Da würde ich am liebsten Antworten: “Nein, ich studiere das Verhalten des Homo Sapiens in der Warteschlange und führe eine umfangreiche Studie durch”. Wenn ich in einer Reihe stehe, ist die aktuelle Situation doch offensichtlich. “Sie haben uns gefunden?”. Nein, ich irre noch umher und das hier ist mein Zwillingsbruder. Klar, habe ich die Örtlichkeit gefunden, sonst wäre ich nicht hier.

Warum kann ich mit Smalltalk nichts anfangen? Ganz einfach: Wenn mich ein Thema interessiert, dann kann ich es nicht oberflächlich behandeln. Ich kenne mich zu gut aus und labere das Gegenüber mit zu viel Input komplett zu. Interessiert mich das Thema nicht, dann kann ich den Fokus nicht halten. Überall sehe ich interessantere Themen und möchte mich darüber unterhalten. Es ist so: Mich interessiert eher die Frage nach dem Sinn des Lebens anstelle einer unnützen Frage. Während ich mich – offensichtlich – gerade irgendwo anstelle, habe ich viele Gedanken und Ideen im Kopf. Und plötzlich wird man von wildfremden Menschen gestört, wo ich nur denke: «Was? Wie? Wo? Wer sind Sie und was wollen Sie?» Bei solch banalen Themen werde ich unruhig und möchte das Gespräch so schnell als möglich beenden, um mich wieder interessanteren Dingen zuzuwenden.

Es klingt blöd, doch ich muss mich auf Smalltalk vorbereiten. Das funktioniert allerdings nur bei Personen, die ich kenne. Ansonsten stehe ich immer ganz schön im Schilf und weiss oft gar nicht, was ich antworten soll, ohne das Gegenüber zu verletzen. Es ist wie so oft: Ich verstehe es einfach nicht.

Für Sie ist plaudern wohl ziemlich einfach. Sie sprechen über Gott und die Welt. Für mich ist diese Art der Konversation ein Buch mit sieben Siegeln, warum ich oft aussen vor bleibe. Doch auch in meiner Stille und mit meinen Gedanken fühle ich mich wohl.

In diesem Sinne, haben Sie viel Spass bei Ihrer nächsten Begegnung mit netten Menschen.

Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – grossartig! Wir können alle Freunde sein.