Mein Autismus Outing: Ein Tabu brechen.
Auf dem Netzwerk LinkedIn habe ich mich als Autist geoutet. Die Reaktion? Mehrheitliche Zurückhaltung bzw. betretenes Schweigen. Es ist ein großes Tabu, über seine Schwächen zu sprechen. Auch heute noch.
Die Reaktionen: Schweigen und Zurückhaltung
Vor ein paar Tagen habe ich auf LinkedIn bekannt gemacht, dass ich Autist bin. Es gab ein paar wenige “Likes”, und abgesehen vom Kommentar meiner Frau lediglich einen einzigen weiteren Kommentar. Nach wie vor ist es ein Tabu, in unserer Gesellschaft über seine Schwächen zu sprechen, gerade, wenn es sich um psychische Probleme handelt. Warum eigentlich? Gemäß dem BAG in der Schweiz fühlen sich rund 15% stark psychisch belastet und über ein Drittel der Bevölkerung berichtet von leichten bis schweren Symptomen (3% (eher) schwer, 6% mittel, 26% leicht). Lesen Sie es gern hier nach: BAG. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in den USA offen über solche Dinge gesprochen wird. Hier in der Schweiz, aber auch in Deutschland, sind wir absolutes Entwicklungsland, was psychische Krankheiten und Behinderungen angeht.
Mut zur Offenheit: Warum ich weiterhin darüber spreche
Ich wurde schon darauf angesprochen, dass ich es doch sein lassen solle, darüber zu sprechen. Früher oder später würden sich Freunde, Bekannte von mir abwenden. Aha, dann sind es wohl nicht die richtigen Freunde. Genau darum will ich es in die Welt bringen! Es darf nicht sein, dass heutzutage eine Behinderung ein Ausschlusskriterium für Freundschaften ist. Gut, bei einigen Mitmenschen spielt ja die Hautfarbe oder der soziale Status nach wie vor eine Rolle. Warum? Ist mir schleierhaft, da mich so etwas noch nie interessiert hat. Ich fand es schon als Kind cool, einen Sportwagen mit dem dazugehörigen erfolgreichen Menschen zu bewundern. Das Größte ist für mich immer wieder, die Welt zu entdecken und mich mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen auszutauschen. Man kann aus allen Ecken der Welt etwas lernen, was einem die Augen öffnet und persönlich weiterbringt.
Aufruf zum Dialog: Keine Angst vor Fragen
Haben Sie keine Angst. Wenn Sie nicht sicher sind, wie Sie mit uns umgehen sollen, dann fragen Sie einfach. Ich habe einen Mund und kann antworten. Mir ist lieber, Sie fragen nach, anstatt sich einfach wegzudrehen. Für ein besseres Miteinander. Und dann, dann können wir alle Freunde sein.
Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – großartig! Wir können alle Freunde sein.