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Es ist einmal mehr Zeit für einen Business-Beitrag – jetzt geht es um «Coaches». Kennen Sie solche Typen und Typinnen? Es gibt ja ein paar, die richtig gut sind, viele sind okay. Doch es gibt auch die anderen. Die Katastrophen vor dem Herrn. Da habe ich Ihnen ein schönes Beispiel mitgebracht. Sind Sie bereit für eine haarsträubende Reise?

Bei uns gibt es ein Programm, das eigentlich ganz gut ist. Wenn man ein Startup gründet, erhält man diverse Hilfen und wird in die richtige Richtung geleitet, bezahlt von unserer Regierung. Soweit, so gut, das mag für einige ausreichen. Schlagen Sie da aber einmal mit einer richtigen Anfrage auf. So mit Komplexität. Kommen Sie mit, es wird lustig.

Im Vorfeld wurde mir von einigen Unternehmern bereits eingeräumt, dass ich von der fortgeschritten sein Firma nicht zu viel erwarten solle. Mein erster Kontakt war freundlich, nett, zuvorkommend und kompetent. Also dachte ich, meine Zweifel sind wohl unberechtigt, das klingt richtig gut. Meine Vorgabe war auch klar: Vertrieb international mittels Web in bestimmte Länder, welche wir noch nicht abdecken. Also nix Weltbewegendes, klar definiert.

Der erste Coach war im Grossen und Ganzen ganz kompetent. Nur: Von Export hatte er keine Ahnung. Und das ist irgendwie blöd, wenn man exportieren will und genau deshalb einen Coach sucht. Nun ja, ich dachte mir, wir werden sicherlich zusammenfinden, er mit seinem Knowhow, ich mit meiner Exporterfahrung. Weit gefehlt. Nach dem zweiten Gespräch kam völlig unerwartet der Schlussbewertungsbogen, es sei ja abgeschlossen. Schön, wenn man nicht weiter weiss, dann beendet man einseitig die Zusammenarbeit. Es ist beinahe zum Lachen. Und hat System. Doch dazu später mehr.

Nachdem ich den Bewertungsbogen entsprechend der abgelieferten «Leistung» ausgefüllt hatte, meldete sich der Geschäftsführer. Er entschuldigte sich, bot mir ein anderes Coaching an (Hier erfahren Sie mehr darüber: https://rogerkern.blog/diskriminierung-aber-immer/ Ja, es passt zum Ganzen.). Okay, alles gut. Fehler passieren, wenn der Geschäftsführer persönlich interveniert, ist das grundsätzlich begrüssenswert. Also war ich wieder frohen Mutes.

Doch es kam schlimmer. Und wie. Katastrophen-Coaching, 2. Akt.

Der nächste Coach wusste zwar, was Export ist, er vertreibe ja Medizinaltechnik. Ich zwar Handwerkskunst, doch das sei ja sicherlich machbar. Da fingen bei mir die ersten Zweifel an. Klar, Kuhglocken oder Prothese, wo ist denn da der Unterschied? Lachen Sie nicht! Das war sein ernst.

Es geht noch weiter: Ich schätze, dass für ihn “Amazon” eine karibische Fischart und dass “Ricardo” (Eine Schweizer Auktionsplattform) für ihn ein spanischer Tanz ist. Ich zweifle ernsthaft an, dass dieser Experte je von den Möglichkeiten des modernen Internet gehört hat. Seine Webseite weisst weder Favicon noch SSL/TLS (Datenschutz?) aus und ist auf dem Stand von 1997. Gruselig. Auf diesem Stand war dann auch der Coach. Meine Vision vom Internethandel ignorierte dieser konsequent und wollte seine veraltete Richtung mit stationärem Handel reindrücken. Meine Werte wurden auch grosszügig ignoriert (U.A. Wichtigkeit Kundendienst, siehe https://rogerkern.blog/kundendienst-aus-der-hoelle/ ). Aber hey, er wollte unbedingt einen Kaffee trinken gehen. Ich nicht, ich will etwas bewegen.

Aufgeben ist für mich selbstverständlich nicht drin und ich dachte mir, wenn er sieht, was mit den neuen Medien so möglich ist, wird er sicherlich auf den Zug aufspringen und wir können zusammen etwas erreichen. Wie naiv von mir! Was Neues? Um Gottes Willen. Bloss nicht! Das andere Zeug hat 40 Jahre lang funktioniert, dann wird es das auch die nächsten 40 Jahre! Das war so ein richtig Lernresistenter. Meine Geduld hielt sich auch langsam in Grenzen. Eine Chance wollte ich dem Herrn noch geben.

Nachdem ich eine Frage ausserhalb des vereinbarten Coachings gestellt hatte (Ich dachte mir: Hey, ein Profi hat darauf sicherlich eine Antwort), wurde mir vom Geschäftsführer einseitig das «Coaching» gekündigt. Ohne Rücksprache, ohne Rückmeldung des Coaches. Das hat bei denen wohl System, denn bereits eine andere Mail wurde nie kommentiert. Dass sich dieser Coach nicht selbst gemeldet hat, sagt auch alles aus. Er hat schlicht nicht verstanden, worum es geht, denn: richtig, es ging um Web. Also wollte er nix mehr mit mir zu tun haben, denn dann hätte er sich eingestehen müssen, dass auch ich in einigen Bereichen durchaus etwas kann – wo ich doch nur Kuhglocken verkaufe …

Der Geschäftsführer selbst hat übrigens diesen “Coach” ausgewählt. Da frage ich mich, ob der überhaupt die Aufgabenstellung gelesen hat? Ist so einer überhaupt als Geschäftsführer qualifiziert? Diese konsequente Inkompetenz zieht sich anscheinend durch die ganze Firma. Eine einzige Katastrophe.

Zu der Frage, die ausserhalb des Coachings war, hatte ich eine Vision für die ganzen Kleinunternehmer und Handwerker. Für die ganzen Einzelkämpfer da draussen. Eine Vision, diese Handwerker in die Welt zu tragen. Jeder halbwegs begabte Coach hätte selbst gesehen, was dort für Möglichkeiten aufgetan werden. Stattessen wurde mit der Auflösung dieses furchtbaren Coachings geantwortet. Na, herzlichen Glückwunsch. Zugegeben, ich bin ganz glücklich. Denn jetzt kann ich mich an kompetente Institutionen wenden. Vielleicht liest ja ein Macher diese Zeilen und wir können zusammenspannen. Die Vision ist noch da.

Doch jetzt einmal ernsthaft: Sowas wird von Steuergeldern finanziert? Das ist einfach eine Frechheit. Visionen werden mit Ignoranz torpediert. Kompetenzen ignoriert. Kein Wunder, dass ich von vielen KMU Geschäftsführern höre, «Export ist aber gaaaaaaaanz schwierig.». Kein Wunder – bei solchen Beratern.

Mein Tipp:
Lassen Sie sich nicht unterkriegen. Es gibt sehr viele, sehr gute Fachkräfte da draussen. Bei kostenlosen Angeboten sollten Sie vorsichtig sein. Tragen Sie Ihre Visionen nach draussen. Denn auch Walt Disney musste angeblich bei 300 Banken anklopfen, bevor seine Vision Wirklichkeit wurde.
Geben Sie nie, nie, niemals auf!

Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – grossartig! Wir können alle Freunde sein.