Ameisen: Unbeliebte Plagegeister oder faszinierende Lebewesen?
Bei uns Menschen sind Ameisen nicht besonders beliebt, und wir empfinden sie mehrheitlich als Plagegeister. Die schwarze Gartenameise macht den liebevoll gepflegten Rasen kaputt und krabbelt auch noch in der Wohnung herum. Dann ist der Frieden vorbei, und wir rücken den Insekten mit Gift zu Leibe. Wer bei Google nach „Ameisen“ sucht, erhält Ergebnisse wie: Bekämpfen, vernichten, vertreiben, etc. Doch ist das gerechtfertigt? Lassen Sie uns genauer hinschauen: Ameisen und erstaunliche Fähigkeiten.
Vielfalt der Ameisenarten
Allein in Europa sind 180 Arten bekannt, weltweit mehr als 12.500. Diese könnten unterschiedlicher nicht sein: Blattschneiderameisen schneiden Blätter, Weberameisen bauen Seidennester, Honigtopfameisen speichern Nahrung im Körper, Feuerameisen plündern alles aus anderen Ameisennestern. In Sibirien lebt eine Art, die Temperaturen bis zu -40 °C aushält, und in Australien gibt es einige Ameisen, die sogar unter Wasser in Teichen leben. Von weniger als einem Millimeter bis zu 7 cm Größe ist alles dabei.
Die erstaunlichen Fähigkeiten der Ameisen
Die kleinen Tierchen vollbringen wahre Wunder. Die größte bekannte Kolonie erstreckt sich über eine Länge von 5.760 Kilometern, entlang der Küste der italienischen Riviera bis in den Nordwesten Spaniens. Das sind mehrere Milliarden kleine Individuen, die alle gemeinsam leben. Ein Nest einer Blattschneiderameisen-Kolonie wurde mit 8 Meter Tiefe und 50 Quadratmeter Grundfläche vermessen. Wussten Sie, dass auch Ameisenstraßen unter Staus leiden? Doch die cleveren Tierchen sorgen vor und legen ihre Straßen zweispurig an. Wenn die Hauptspur ausgelastet ist, wird die Parallelspur verwendet. Die Königinnen der Kolonien werden zwischen 10 und 20 Jahren alt. Übrigens, eine Königin der schwarzen Gartenameise (Lasius Niger) wurde über 29 Jahre lang gehalten. Ameisen haben erstaunliche Fähigkeiten.
Blattschneiderameisen: Die Gärtner des Waldes
Blattschneiderameisen (Atta und Acromyrmex) schneiden Blätter. Das klingt logisch. Doch wozu? Die Ameisen leben in einer obligatorischen Symbiose mit einem Pilz. Sie „füttern“ den Pilz mit Blattstücken und pflegen ihn sorgfältig. Als Gegenleistung ernähren sich die Ameisen von dem Pilz. Wenn eine neue Königin geboren wird, nimmt sie ein kleines Stück des Pilzes mit auf ihren Hochzeitsflug und gründet damit eine neue Kolonie, die ebenfalls mit dem Pilz lebt.
Honigtopfameisen: Lebendige Vorratskammern
Honigtopfameisen (Myrmecocystus) leben in Halbwüsten, wo das Nahrungsangebot knapp sein kann. Besonders im Sommer gibt es in ihrem Lebensraum keine honigtau-liefernden Insekten. Doch die clevere Ameise weiß sich zu helfen. Einige Arbeiterinnen nehmen so viel Nahrung auf, dass ihr Kropf und ihr Gaster auf Erbsengröße anschwellen. Diese Arbeiterinnen hängen tief unter der Erde von der Decke herab und können sich nicht mehr fortbewegen. Andere Arbeiterinnen putzen und pflegen diese „Honigtöpfe“. Die „Honigtöpfe“ geben bei Bedarf Nahrung an ihre Artgenossen ab, um karge Zeiten zu überstehen.
Die schwarze Gartenameise: Ein nützlicher Gartenbewohner
Selbst die kleine schwarze Gartenameise ist etwas ganz Besonderes. Diese Ameisen betreiben Trophobiose, d.h., sie „melken“ den Honigtau von Blattläusen. Im Gegenzug beschützen die Ameisen die Blattläuse vor Feinden. Auch Wurzelläuse werden auf diese Art gemolken und beschützt. Darum hocken die Tierchen in Ihrem Rasen und fühlen sich pudelwohl. Die Ameisenart wurde auch schon in riesigen Schwärmen beobachtet, die wie Rauchwolken erschienen, wenn sie zum Hochzeitsflug starteten.
Ameisenhaltung als Hobby
Ameisen lassen sich hervorragend zu Hause halten, besonders die Gartenameisen. Wenn diese entkommen sollten, schädigen sie nicht die Flora und Fauna als Invasoren. Im Internet gibt es zahlreiche Webseiten und Erfahrungsforen zum Austausch. Die Welt der Ameisen ist ein spannendes Thema für Groß und Klein. Lassen Sie sich dazu unbedingt beraten, damit sich Ihre Ameisen wohlfühlen und nur innerhalb des Gefäßes leben und sich nicht in der ganzen Wohnung verteilen. Das wäre sicherlich nicht gewollt.
Ein neuer Blick auf Ameisen
Wenn Sie das nächste Mal die fleißigen Tierchen sehen, betrachten Sie sie einmal mit anderen Augen. Und vielleicht lassen Sie die Tiere in der hinteren Ecke im Garten in Frieden und beobachten sie, anstatt sie zu vertreiben.
Die Welt ist voller Wunder. Wir müssen nur hinschauen.
Disclaimer:
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