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Photo by Amber Kipp on Unsplash

Die Tage werden wieder wärmer, höchste Zeit, die Terrasse herzurichten. Samstag Nachmittag kaufen wir die leckersten Dinge und schönsten Dekos ein. Kalbswürstchen im Angebot für 99 Cts, das 20er Pack Bier und die billige Holzkohle aus dem Ausland. Da lacht das Herz.

Zu Hause wird der 1’299.00 Franken teure Grill auf hochglanz poliert, eine neue Gasflasche angeschlossen, ein kurzer Testlauf … Alles Perfekt! Die Gäste können aufschlagen. Doch was ist das? Ameisen! Das Elend jedes gepflegten Gartens. Zur Hölle mit den Viechern, sofort zur Vernichtung schreiten! Beidhändig werden die Tierchen mit Spray, Gift und Fallen bekämpft und komplett eliminiert, die Wespen ersaufen nebenbei qualvoll in halbvollen Süssgetränkebechern, welche extra für diesen Zweck aufgestellt sind. Und wenn wir schon dabei sind, werden die lästigen Mücken mittels UV-Falle gegrillt. Mit der elektrischen Fliegenklatsche werden die dicksten Brummer händisch vom Himmel geholt. Im Umkreis von 15 Kilometern lebt anschliessend nix mehr, was mehr als vier Beine hat. Ein gutes Gefühl. Was fällt der Natur auch ein, uns das Grillfest mit Schwiegermama zu versauen?!

Jetzt kann mit gutem Gewissen gegrillt werden. Billigstes Fleisch, welches unter fragwürdigen Umständen produziert wird. Kottelets, Würstchen, Speck und Steak von Babies, Kindern und Jugendlichen werden gegrillt und mit Bratkartoffeln und Salat verschlungen. Schockiert? War ich auch, als ich mir dieser Tatsache bewusst wurde. Es ist die Wahrheit. Ja, es tut weh, wenn man solche Dinge laut ausspricht. Kühe werden 25 Jahre alt. Theoretisch. Wir schlachten diese mit fünf bis sechs Jahren und verzehren diese jugendlichen Tiere als Wurst, Steak oder Hamburger. Kälbchen werden von ihren Müttern getrennt und leben sechs Monate lang in kargen Boxen, bevor diese umgebracht werden und als Kalbsbratwurst auf dem Grill enden. Haben Sie die Kuh-Mütter schon einmal nach ihren Kinder rufen hören? Es ist herzzerreissend. Die süssen Lämmchen? Das gleiche Trauerspiel. Vom Schreddern von Millionen männlicher Kücken fange ich gar nicht erst an. Wie wäre es mit weiteren Zahlen? Im Schnitt werden 15’000 Liter Wasser, 4 – 10 Kilogramm Getreide und 27 – 49 Quadratmeter Nutzfläche pro Kilogramm Fleisch benötigt.

Was stimmt nicht mit der Menschheit?

Ich plädiere nicht für einen kompletten Fleischverzicht. Sowieso will ich niemanden umstimmen oder irgendwo hindrängen. Doch muss es unbedingt das Billig-Steak aus Uruguay sein? Vielleicht denken Sie beim nächsten Einkauf darüber nach, was Sie sich gerade in den Einkaufswagen packen. Geben Sie doch dem Maiskolben und dem Bratkäse eine Chance. Wissen Sie, ich mag Fleisch. Doch mein Gewissen und mein Sinn für Moral sperrt sich gegen den Konsum. Wenn ich mit jedem Kilogramm Fleisch, welches ich verzehre, anderen 3 – 9 Kilogramm Getreide wegnehme, dann verzichte ich gerne. Schliesslich stirbt immer noch alle 10 Sekunden ein Mensch unter fünf Jahren an Hunger. Das müsste nicht sein.

In diesem Sinne, Ihnen eine wundervolle Grillsaison und viel Spass mit Ihren Liebsten.

Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – grossartig! Wir können alle Freunde sein.