Bereits mehrfach habe ich über meine wundervolle Partnerschaft geschrieben. Dazu ein paar Gedanken, warum das bei uns so ist.
Haben Sie schon einmal einen Diamanten betrachtet? Der glitzert und funkelt in der Sonne. Jeder Diamant hat seinen eigenen Schliff, seine ganz eigenen Ecken und Kanten. Genauso ein Diamant ist auch Ihr Partner.
Stellen Sie sich vor, Sie sind frisch verliebt und noch in der Werbephase. Ihr Göttergatte oder Ihre Herzensdame kann tun und lassen, was sie/er will. Alles ist grossartig und der Himmel voller Geigen, rosarote Wolken und der Weg ist mit Rosen gepflastert. Man sagt, dass dieses Gefühl nach spätestens 3-12 Monaten vorbei ist. Dann knallt man auf den Boden der Realität und merkt die ganzen Unzulänglichkeiten des Partners. Der Klodeckel, die Zahnpastatube, der überfüllte Badezimmerschrank, Socken, Wäsche, Müll, usw. usf. Von da an beginnt das Nörgeln: Tu das nicht, lass das, was soll das … So fängt es an. Sie beginnen, die Ecken und Kanten des Partners oder der Partnerin zu schleifen.
Irgendwann, wenn Sie alles geschliffen haben, alles glatt und perfekt gerundet ist, merken Sie, dass Ihr Partner/ihre Partnerin langweilig geworden ist. Ihr Gegenstück ist kein Diamant mehr, sondern ein Ei. Jetzt mal im Ernst: Wollen Sie ein Ei oder einen Diamanten zu Hause haben? Eben! “Aber!”, höre ich es bereits aus allen Richtungen brüllen. “Das und das und das und das und das geht gar nicht”. Wirklich?
Vorne weg: Das, was wir in unserer Partnerschaft praktizieren, muss für Sie nicht stimmen. Ich zeige Ihnen nur auf, wie wir das handhaben.
Bei unserem ersten gemeinsamen Urlaub war am Ende der Reise Koffer packen angesagt. Die Uhr stand auf 10:30 Uhr, Checkout um 11:00 Uhr und das Zimmer hat ausgesehen, als würden wir noch 3 Wochen bleiben. Ich stand mit gepacktem Koffer bereits vor der Tür, neben mir der Hund mit seiner Tasche. Nach meiner Bemerkung, dass schon bald Checkout sei und wie das denn alles in den Koffer passen soll, flötete meine Frau zurück: “Ich bin gleich soweit.”. Skipper, die treue Seele, guckte mich an, frei nach dem Motto: “Alter, gewöhn dich daran, das geht immer so.”. Nun ja, ich lehnte mich an die Tür und schaute dem Packvorgang zu. Zu meiner Überraschung war sie 20 Minuten später tatsächlich ready to go. Mit einem Grinsen im Gesicht, wohlwissentlich, dass ich gedacht hätte, sie schaffe es nicht. Was will ich damit sagen? Ich hätte rumkommandieren können. Druck machen können. Und unser erster, wunderschöner Urlaub hätte unschön geendet.
Wissen Sie, was ich an meiner Frau liebe? Wenn Sie den Autoschlüssel oder das Handy in der Wohnung vergisst und wir aus der Tiefgarage nochmals retour gehen. Dann weiss ich, dass das genau meine Frau ist, die ich kennengelernt habe. Darum liebe ich sie. Weil sie diese Ecken und Kanten hat. Darum habe ich sie geheiratet. Ich habe nicht eine Frau geheiratet, wie sie in ein paar Jahren sein soll, wenn ich sie fertig geschliffen habe. Sie ist jetzt schon ein Diamant. Genau so will ich sie auch für den Rest meines Lebens haben. Kreativ, ein bisschen chaotisch, flippig und lächelnd. Mit allen Ecken und Kanten. Wenn ich von befreundeten Pärchen höre, dass es in ihrer Beziehung noch jede Menge Arbeit gibt, kräuseln sich mir die Nackenhaare. Das hört sich für mich nach Diamantenschleifen an.
Versuchen Sie es doch einmal so. Anstatt sich über Dinge aufzuregen, gucken Sie Ihren Partner/ihre Partnerin an und denken Sie sich, dass das genau der Mensch ist, den Sie lieben. Lächeln Sie und sagen Sie “Ich liebe Dich”, wenn er zum xten Mal den Müll vergessen hat. Oder sie den Spiegelschrank so voll hat, dass fünf Wimperntuschen, ein Makeup und ein Reinigungsgel mit akrobatischen Fertigkeiten beim Öffnen aufgefangen werden müssen. Das ist viel besser als das, was Ihnen sonst so entfährt. Nehmen Sie Ihre Partnerin oder Ihren Partner so, wie er/sie ist. Sie entscheiden, ob ein Ei oder ein Diamant an Ihrer Seite ist.
Disclaimer:
Die Beiträge bilden nur meine Meinung ab. Sie haben Ihre eigene – grossartig! Wir können alle Freunde sein.
